Marokko Tour 2018
13. bis 29. April 2018
20 Motorräder – 25 Teilnehmer
Wo fängt man an?
Für mich war diese Reise in zweierlei Hinsicht eine Premiere, auch so was gibt’s noch mit 55 Jahren!
Ich war in beiden Punkten restlos begeistert.
DIE ORGANISATION
Anfängliche Skepsis, da Neuling, wich sofort der Begeisterung, in einer so großen Gruppe mit zweierlei Sprachen 2 Wochen unterwegs zu sein.
Als Erstes möchte ich unserem Organisationsteam danken. Die Reiseplanung, Reiseroute samt Hotelauswahl, Motorradtransport, Zimmerverteilung, Routenvorschläge, Abendessen, Fährenbuchungen, Briefings und was weiß ich noch alles – das alles war in meinen Augen perfekt. Ok – der Motorradrücktransport lief nicht glatt, aber das war nicht abzusehen.
Die Kombination von Rundreise und fester Bleibe für ein paar Tage – ideal.
Die Reise
Málaga
Wir trafen uns in verschiedenen Grüppchen zu verschieden Zeiten aus verschiedenen Orten und Ländern in einem ganz „alten“ Hotel in einem Gewerbegebiet in Malaga
Ausgerechnet an einem Freitag, den 13. Zu später Stunde – wir kamen um Mitternacht an – wurde mit großer Überredungskunst noch ein „ Kennenlern- Bier“ aus der Bar organisiert. Unsere isländischen Freunde hatten zum Glück eine längere Anreise und deshalb mehr Zeit für mehrere Kennenlerngetränke. Am Samstag großes gemeinsames Frühstück – Treffpunkt die einzige Kaffeemaschine. Und dann ab mit dem Taxi zu den Motorrädern. Alles war da, jeder fand seine Hose und restlichen Sachen und schon ging’s durch Andalusien.
Es folgte die Vorstellung der einzelnen Teilnehmer, moderiert durch Addi für Island und Haukur für Deutschland. Der Besuch eines Hochzeitspaares unterbrach nur kurz den geselligen Bieraustausch – es hätten ja unsere letzten sein können – wer weiß, was wir in Marokko bekommen?
Tanger
Der folgende Sonntag stand im Zeichen des Übersetzens und der Ankunft in Tanger – Marokko.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Hafen von Tarifa und innerhalb von zwei, drei Stunden waren wir und die Motorräder (fachmännisch durch das Personal oder Eigentümer vertäut) alle im Schiff – einer sogar mit zwei Tickets!
Die Einreise erwies sich als sehr flott und unkompliziert, so dass wir sehr schnell unser Hotel in Tanger erreichten. Nach Zimmervergabe und lustiger Parkplatzfahrt stand uns der ganze Nachmittag für die Erkundung von Tanger zur Verfügung – Geldwechseln, Märkte, die Altstadt mit Burgbesichtigung, Pfefferminztee usw. Es war sehr erstaunlich, wie schnell der Übergang in das orientalische Leben ging.
Am Abend gab’s in unserem Hotel die ersten Tangine, unser ständiges Abendessen in Marokko. Und wir feierten mit Haukur – in traditionellem Gewand – seinen Geburtstag.
Volubilis
Die nächsten Tage führten unsere Wege von Tanger nach Marrakesch durch überraschend grüne Landschaften mit Plantagen (Orangen, Oliven). Vorbei an gepflegten Äckern, sanfte Hügel hinauf und dies alles auf erstaunlich guten Asphaltstraßen. Es gab aber natürlich auch Abstecher auf gepflegte Schotterpisten. Teilweise wurden sogar sandigere Passagen ausgewählt, die sich aber dann doch auf Grund der vorangegangenen Niederschläge als nicht fahrbar erwiesen.
Der erste Reisetag endete in einem etwas in die Jahre gekommenen Hotel in Volubilis, das sich aber direkt neben römischen Ruinen befand und einen gigantischen Blick auf die angrenzende Ebene mit einem wunderbaren Sonnenuntergang bot.
Die nächste Etappe
Unsere nächste Etappe, mit 400 km eine der längeren, hatten wir durch eine sehr schöne, wenn auch unvorhergesehene Rundtour, noch etwas verlängert. Wir verließen unsere vorgegebene Straße und wagten uns auf eine als Abkürzung gedachte Schotterstraße. Nachdem uns ein paar Baumaschinen den Weg freigemacht hatten, ging es sehr schön und flott zu fahren, vorbei an Oliven- und Apfelbäumen, an einem Flüsschen entlang in eine weite Landschaft. Nach einer sehr guten und langen Mittagspause auf einem Dorfplatz fanden wir uns nach kurzer Fahrtdauer wieder bei unserem Abzweig vom Vormittag! In einem der nächsten Dörfer verloren wir kurz Jürgen. Zum Finale dieses aufregenden Tages riss Laurent auch noch die Kette. Er musste von Wolfgang zur nächsten Tankstelle geschleppt werden, wo man tatsächlich über Nacht die gerissene Kette wieder zusammenflickte. Die letzte Schotterpassage über 50 km fuhren wir bereits in der Dämmerung und kamen etwas verspätet im Hotel an. Zum Glück wurde mit dem Abendessen auf uns gewartet!
Marrakesch
Der nächste Tag gehörte ganz Marrakesch. Alle hatten mit den letzten Metern zum Hotel, das sehr gut versteckt direkt in der engen Medina war, ihre liebe Mühe. Wir verfuhren uns in den engen Einkaufsstraßen und landeten schließlich auf dem großen Marktplatz, wo uns Harald wiederfand und uns durch die Straßen retour zum Hotel lotste. Doch noch standen einige vor Rätseln: wie und wo komme ich zum Hotel, wo parke ich und wie bekomme ich doch ein Zimmer bei etwas überfordertem Personal? Dies wurde teilweise mit einiger Verspätung dann doch von allen gelöst.
Danach gab’s eine sehr gute Stadtführung (alter Sultanspalast, Marktgassen, zweifelhafte Verkaufsvorführung von Kräutern, Treiben am Marktplatz).
Am Abend hatten wir eines der besten Abendessen der Reise und auch bei den örtlichen Damen hatte sich herumgesprochen, dass (erstmals?) Isländer in der Stadt sind. Diese wurden dann auch mit landestypischen Tänzen begrüßt.
Es folgt ein Überführungstag, an dem wir die andere Seite Marokkos kennenlernen sollten, weg von der grünen Seite hin zu der braunen, ockerfarbenen, kargen Seite dieses Landes.
Leider begann der Tag mit einem Unfall von Peter, der sich bei einem Sturz einige Rippen und die Schulter brach. Hier war für ihn die Reise abrupt zu Ende. Er wurde nach einem etwas holprigen Anfang aber doch sehr gut versorgt und nach einigen Tagen heimgeflogen. Mittlerweile ist Peter wieder einigermaßen fit und auch wenn die Motorradsaison für heuer erledigt ist, langt’s immerhin schon wieder für Biergartenbesuche! Gute Besserung weiterhin.
Tizi-n-Tichka Pass
Für alle anderen ging’s über den Tizi-n-Tichka Pass (2260 m) im Hohen Atlas auf bester Straße hinüber in die karge Seite dieses Landes. Jetzt erst stellte sich das Land so vor, wie ich es schon früher erwartetet hatte. Wir kamen auf unserem Weg nach Boumalne an alten Berberdörfern und ersten Oasen vorbei. Wir bezogen ein sehr schönes Hotel, das wir in den nächsten 5 Nächten als Stützpunkt ganz für uns allein hatten. Von dort konnten verschiedenste individuelle Touren unternommen werden (Gorges de Dades, Gorges du Todra, Rosental, Valle du Draa, usw.). Wer wollte, konnte auch einfach etwas relaxen im Hotel und am Pool.
Meine Gruppe konnte der Verführung „Sahara“ nicht widerstehen und wir leisteten uns eine Nacht in einem Hotel am Rande der Sahara mit der Möglichkeit der Sternenobservierung – leider ohne Erfolg. Doch dafür gab es einen eindrucksvollen Sandsturm.
Tags drauf versuchten wir uns dann auf dem Weg zum Wüstencamp noch an einer alten Paris-Dakar Etappe. Bei diesen „Sandkastenspielen“ in den Dünen kamen wir an unsere Grenzen und an die der Motorräder. So gestaltete sich der Weg zum Camp länger als gedacht, zumal die letzte Strecke in gut einer Stunde auf Kamelen zurückgelegt wurde. Im Camp gab’s ein Wiedersehen mit dem harten isländischen Kern, die es tatsächlich geschafft hatten, dass es dort das erste Mal seit Beduinengedenken Bier gab!
Der nächste Morgen mit Aufstehen zum Sonnenaufgang (!) war hart. Nach dem morgendlichen Kamelritt zurück zu den Motorrädern besuchten wir einen James Bond Drehort und nahmen eine unvergessliche Wegvariante durch die Berge. Leider entpuppte sich der im Navi angezeigte Weg durch ein Bachbett dann doch als Sackgasse. So mussten wir wieder umdrehen. Sogar unsere Enduro Cracks kamen an ihre Grenzen. Ich glaube wir erreichten erst gegen Mitternacht das Hotel und als Belohnung gab’s tatsächlich noch ein Wiener Schnitzel!!Ich denke, jeder verbindet diese Tage in Boumalne mit seinen ganz eigenen Erinnerungen und Erlebnissen an diese traumhafte Gegend.Am nächsten Morgen führte uns unsere Reise über die Todra Schlucht hinauf in die Höhen des Atlas. Wir wechselten wieder zur grünen Seite und leider auch zum Regen. Dies bescherte uns zum einen lustige Flussdurchfahrten (da waren die Islandreisenden wieder in ihrem Element), andererseits zwangen sie uns auch zu Routenänderungen. Wie immer fanden wir mit freundlicher Unterstützung der Bevölkerung, großem Navi – und Kartenstudium und willkommener Einkehr (Huhn, Omelett, Tee, Cola) dann doch den rechten Weg. Zur Freude (?) aller erwartete uns noch Schnee, bevor wir unser Hotel (Typ schottischer Landsitz) erreichten. Einige Whiskeys waren dann natürlich Pflicht.
Der nächste Vormittag stand dann erstmal im Zeichen kleinerer Reparaturen. Reifenflicken, zum wiederholten Mal Zylinderdeckel kleben bei den geliehenen GS – Herman sei Dank. Addis entwickelte Kondomabdichtung versagte dann doch – obwohl superstrong!
Und doch ging’s irgendwann los Richtung Chefchaouen. Die Strecke war gewürzt mit einer kleinen Offroadtour zu einer Staudammbaustelle – muss man auch mal gesehen haben. Der späte Nachmittag gehörte der Besichtigung der blauen Stadt mit ihren verwinkelten Gassen und kleinen Läden, einer sehr sehenswerten Kashba und einem gepflegten Kaffeehaus. Leider bot unser Hotel, nebst einem etwas bescheidenen Mahl, gerade an diesem Abend weder Internet noch Fernsehen. So mussten wir wenigstens das Ausscheiden der Bayern nicht mitansehen und Bier gab’s auch keins!
Auch der zweite Donnerstag unserer Reise bescherte uns wieder einen Ausfall: Uwe stürzte in einer Kurve, konnte aber zum Glück noch weiterfahren. Er flog am Freitagabend von Spanien unter der fürsorglichen Hilfe von „Krankenschwester“ Wolfgang heim. Zukünftig sollten wir die Donnerstage zu Ruhetagen erklären!
Wir überquerten die letzten Hügelketten, fanden noch eine sehr schöne Schotterpiste (mit Nebelbank!) und erreichten das Mittelmeer. Wir stärkten uns in einem sehr authentischen „Fischrestaurant“. Dann ging es die wunderbare Küstenstraße über die spanische Enklave Ceuta zurück nach Tanger in unser Ankunftshotel. Letzte Marktbesuche, nochmal ein guter Minztee und natürlich ein schönes Casablanca (solange bis die Bar leer war).
Es kommt der Dreiländer – Tag
Wir verlassen Marokko und entern nach einer abermals absolut unproblematischen Grenz – und Zollkontrolle unsere Fähre (in der wir in der ersten Klasse Platz nehmen durften). So erreichen wir nach kurzer Zeit wieder Tarifa – Europa. Auf der Fahrt zu unserem Hotel geht’s noch mal schnell nach England (solange das noch ohne Visum möglich ist) – einmal Gibraltar durchfahren – aber ohne Linksverkehr.
In der ersten Nacht wieder in Europa waren wir in einer riesigen Hotelanlage untergebracht. Alles war groß: Zimmer, Bier, Drinks, Pools, Abendessensbuffet – nur die Meerestemperatur, die war ganz klein. Es gab aber ein paar Helden. Es wurde ein langer Abend. Der nächste und letzte Motorradtag startete etwas später, es gab ja auch ein riesiges Frühstücksbuffet!
Wir lernten nochmals einige tolle Strecken Andalusiens kennen – rauf in die Berge – ehe wir uns in Málaga von unserem Equipment und Motorrädern trennten. Von unserem Nachtquartier am Flughafen steuern wir mit dem Bus in die Innenstadt Málagas. Nach kurzer Stadtbesichtigung folgt ein langer Abschiedsabend in einem wunderschönen Restaurant in der Altstadt. Als Überraschung des Abends übergibt Addi Haukur eine noch ungeöffnete (!) Schnapsflasche. Diese hat mittlerweile die komplette Islandreise und jetzt auch Marokko samt jeweiliger Anreise überlebt und soll die zukünftigen Touren begleiten.
Meine lieben Freunde, mögen wir bald wieder eine so interessante und kurzweilige Reise in illustrer Runde unternehmen – die Pyrenäen warten!
Dies sind meine Eindrücke dieser Reise, jeder wird seine eigenen Erinnerungen und Erlebnisse an Marokko haben vielleicht lasst ihr uns daran teilhaben!
Bis Bald
Flo
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