Kurzweilige zwei Tage zur viert in Südtirol

Da war sie also, die Anfrage im GS Club Touren Chat ob Interesse bestehe an einer 2 Tagestour in den Südtiroler Raum vom 24. auf den 25. September von Stefan Großmann. Für mich als quasi Fahranfänger mit gerade einmal 12 Monaten Motorradfahrerfahrung unterm Gürtel erschien diese Vorankündigung als gute Chance mich dieses Jahr nochmals ein paar erfahrenen Fahrprofis auf der GS anzuschließen, das zu tun, warum ich mich fürs Motorradfahren seinerzeit entschieden habe: Fahrspaß haben auf einer super Maschine durch wunderbare Natur. Flux also per Signals-Nachricht zugesagt und schon wurde eine separate Chatgruppe erstellt, sozusagen dem Adressaten-unabhängigen Informationsoverflow in den diversen Chatgruppen wohltuend entgegenwirkend. Stefan als Organisator der Tour hatte vorab die Tourenbeschreibung an die Interessenten versendet, somit war Transparenz über Dauer und Schwierigkeitsgrad hergestellt. Der große Unsicherheitsfaktor, das liebe Wetter, war mit allen Facetten von Regen bis Sonne im Internet nachzulesen, also war klar, dass in jedem Falle mit allen Witterungen zu rechnen war. Am Treffpunkt in Bad Tölz im „Restaurant“ eines global vertretenen US amerikanischen Fastfood Giganten trafen sich sodann Marcel, Günter, Stefan Grossmann sowie meine Wenigkeit (Hauke) um sich bei einem ersten Morgenkaffee auf die Tour einzustimmen.  

Alle 3 anderen mit langjähriger Motorraderfahrung und diversesten Touren über den gesamten Globus. Ein persönlich total heterogener Haufen, aber geeint durch die Freude am Fahren! Nach kurzer Absprache der einzuhaltenden Regeln bei Fahrten in Gruppen ging es bei überraschend trockenem Wetter los über Lenggries zur Mautstrasse an der Jachenau, am Walschensee entlang über Walgau, Krün durch Mittenwald rein nach Österreich, vorbei an den allseits bekannten Skigebieten Leutasch nach Telfs, zum ersten Tankstopp. Im Anschluss ging es weiter durchs Inntal um dann nach Süden ins Ötztal abzubiegen, immer in Richtung Timmelsjoch, meiner ersten Herausforderung im 180 Grad Kehrenfahren. Die erfahreneren Kollegen in der Gruppe nehmen wohltuend Rücksicht auf mich, der ich nicht mit halsbrecherischer Geschwindigkeit und einem wahnsinnigen Neigungswinkel durch die Kurven donnere, wie so mancher Ducati Fahrer, die halsbrecherisch überholen. In jedem Falle nehme ich mir fest vor mich zum nächstmöglichen Kurventraining anzumelden. Oben auf 2.200 m angekommen kurzer Halt für ein 2. Frühstück im Top Mountain Motorcycle Museum, dann werden wir schon anderen, uns entgegenkommenden Fahrern gewahr, die von Null Sicht und Graupel auf der italienischen Seite zu berichten wissen.

Die anschließende Diskussion in unserer Runde wiederzugeben über pro und contra der eigenen Regenbekleidung gebe ich nicht wieder, es ist aber für mich schon mit Belustigung festzustellen, wie meinungsstark jeder von den eigenen Vorteilen seiner Klamotten überzeugt ist. Nach der Weiterfahrt kommt es wie vorhergesagt, die Sicht geht auf unter 10 Meter im Nebel, das Visier sowie meine Brille beschlagen und ich verfluche mich, keine Kontaktlinsen zu tragen. Mega angestrengt versuche ich dem Rücklicht meines vor mir fahrenden Clubkollegen zu folgen bzw. diesen nicht aus den Augen zu verlieren, besonders sicher fühle ich mich gerade nicht auf der Maschine.  Doch je tiefer wir von der Höhenlage wieder kommen, desto besser wird die Sicht und damit auch mein Zutrauen in meine fahrerischen Fähigkeiten sowie die Zuverlässigkeit der Maschine. Nach kurzer Rast geht es weiter über St. Leonhard in Passeier nach Meran, wo sich der Himmel bedenklich zugezogen hat und wir eine weitere Pause einlegen, bei Kaffee und Semmeln. Nach gut 40 Minuten gemütlichen Zusammensein geht es weiter durch schöne Landschaft Richtung Kaltner See, den man von Cagnò wunderbar von oberhalb überblicken kann. Von dort geht es über Dambel nach Cavareno zum Hotel Rosa Resort (Via de Zinis 31, 38011 Cavareno, TN), dem Tagesziel. Das Hotel ist ideal für Motorradfahrer, große Garage zum Unterstellen der Maschinen und ausgesuchte Gastfreundlichkeit gepaart mit vernünftigen Preisen und leckerem Essen). Nach Duschpause winkt ein üppiges Abendessen.

Route Tag 1

Am Folgetag lacht uns früh morgens zwar die Sonne, der Wetterbericht über den Alpen sagt aber etwas anderes. Präventiv werden schon mal die Regenklamotten übergezogen und los geht es über den Mendelpass nach Bozen, wo nochmals ein Tankstopp eingelegt wird um von den italienischen „Super-Preisen“ zu profitieren, wer hätte gedacht, dass es einmal günstiger ist in Italien zu tanken denn in Deutschland! Weiter geht es über die SS 508 in Richtung Sterzing. Vor dem Penser Joch kehren wir noch kurz ein zu einem zweiten Frühstück. An Sterzing vorbei über die alte Brennerstrasse geht es zurück nach Österreich, runter ins Inntal, an Innsbruck vorbei nach Zirl, wo wir über Seefeld in Tirol hinter Scharnitz zurück nach Deutschland fahren, noch bei Sonnenschein und Schäfchenwolken am Himmel. Im Norden ziehen aber schon dunkle Regenwolken auf, also geht es zügig weiter über Mittenwald, Krün und Wallgau am westlichen Ufer des Walchensees entlang nach Kochel, wo wir uns aufteilen. Stefan biegt ab Richtung Augsburg, Marcel nach Osten in Richtung Chiemsee, Günter und ich Richtung München. Schon nach kurzer Zeit setzt der Regen mit voller Wucht ein, jetzt bewähren sich die Überziehregenklamotten. Über schöne Vorderalpenlandsträßchen geht es zurück nach Unterhaching, wo sich Günter in Richtung Trudering verabschiedet, ich fahre rüber nach Ottobrunn und bin froh, heil und ohne Sturz zurück zu sein.

Route Tag 2

Trotz der letzten 2,5 Stunden im Dauerregen war es für mich ein tolles und auch lehrreiches Erlebnis. Ich konnte jede Menge Tipps einsammeln zur Verbesserung meines Fahrstils, angefangen bei meiner Sitzposition, dem Zeitpunkt des Schaltens als auch dem richtigen Kehrenfahren, es geht doch nichts über das Abschauen von den Profis. In Summe hat es wirklich viel Spaß gemacht in der überschaubaren Gruppe diese Tour zu fahren, gerne jederzeit wieder. Ein besonderer Dank an den Organisator Stefan als auch an die Beifahrer für die netten 2 Tage, die pure Freude am Fahren waren (ausgenommen im Nebel am Timmelsjoch, aber das verdränge ich schnell).