7 Tage Tour Toskana oder Peter der Inder und die Motorpostel

Es begab sich zu einer Zeit, ganz früh am Morgen des 1. Mai, die traditionsbewusste, jüngere Bevölkerungsschicht machte sich an zahlreichen Orten auf, um einen festlich geschmückten, sehr langen Holzstamm auf die Dorfplätze dieses Landes zu bringen, um diese mit viel Herzblut und Muskelkraft empor dem Himmel aufzurichten.

Zur gleichen Zeit starteten vier  “Motorpostel” aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen um sich auf den Weg zu einem Konvent der motorisierten Art zu begeben. Das Reisewetter meinte es aber nur bedingt gut mit den Motorposteln, es ergoss Tränen über sieund zeigte Ihnen immer wieder die kalte Schulter.

Ihr Weg führte sie über das bayerische Voralpenland, hindurch durch Schluchten des benachbarten Bergvolkes, bis sie schließlich das Land Ihrer vorübergehenden Unterkunft erreichten. In diesem Land sollten bei Pasta, Pizza, reichlich Espresso und etwas rotem Traubensaft, alle notwendigen Voraussetzungen vorhanden sein.

Nun, da es sich aber um eine besondere Begegnung handeln sollte, wurde nicht einer der allgemeinen üblichen quirligen Begegnungsorte gewählt.

Nach langen, anstrengenden und wirklich kurvenreichem Weg, ergab es sich dass unsere Motorpostel eine Beherbergung in einem ehemaligen Franziskanerkloster, der Villa Morelli aus dem Jahr 1713, welches auf den Ruinen eines früheren Komplexes aus dem 10. Jahrhundert erbaut wurde und dem letzten wahren Großherzog der Toskana, Cosimo III de ‘Medici, und der Kurie von Fiesole zur Verfügung stand, bezogen.

Das etwas außerhalb gelegene Kloster-Hotel liegtneben der Kirche San Giovanni Battista in der Gemeinde Dicomano, umgeben von einem Park mit jahrhundertealten Bäumen , hier gibt es Stille und Ruhe , somit einen idealen Ort der Meditation, Entspannung, sowie dem Kontakt mit der Natur.

Nach Ankunft sowie dem Treffen mit einem weiteren bereits eingetroffenen Motorpostel konnten alle  Ihr Dormitorium für die kommenden Tage beziehen, bevor sie sich im Refektorium zur gemeinsamen Speisung , unter einem Fresko einer weltberühmten Szene einfanden.

Anschließend wurden noch einzelne Erzählungen der Anreise und weitere Ausblicke auf die kommende Zeit erörtert. Dazu wurde auch etwas roter Traubensaft aus dem Landstrich des Chiantis genossen, bis sich die Runde der Motorpostel früh am Morgen zum schlafen auflöste.

Doch zuvor musste noch ein gemeinschaftlicher Tagesablauf ,für die anstehenden Aufgaben beschlossen werden. Nach reiflicher Besprechung und Benennung aller Punkte, Abwägung aller vor und Nachteile und hierbei hatten es sich die Motorpostel wirklich nicht leicht gemacht, konnte endlich ein gemeinsamer Termin des täglichen Aufbrechens gefunden werden. 9:37 Uhr, das war das Ergebnis, das von allen für die kommenden 7 Tage eingehalten werden sollte.

Bereits früh am Morgen, des 2ten Tages strengte sich das angrenzende Gotteshaus “San Giovanni Battista”auf das Äußerste an, dass die Motorpostel den sich selbst auferlegten Termin der ersten Abfahrt auch wirklich nicht versäumten.

Das Frühstück wurde im Refektorium nahezu schweigend eingenommen und alle Motorpostel wollten bei der Ersten Ausfahrt den selbst gesetzten Termin 9:37 Uhr nicht versäumen. Und so geschah es dass alles pünktlich abfuhr.

Über kleine und kleinste Straßen durch unzählige Kurven führte der Weg über Poppi einer heute wenig bekannten Stadt in der Provinz Arezzo, im Tal des Casentino und Arno, die, neben Ihren Sehenswürdigkeiten im 13 u. 14 Jahrhundert der Hauptsitz der Adelsfamilie Guidi war. Nach einem kurzen Aufenthalt und wärmendem Getränk , ging es weiter  durch zart aufkeimendes Grün, durch das immer wieder,  wärmende Strahlen auf die Motorpostel trafen,  zu der Einsiedelei Camaldoli Der Name Camaldoli leitet sich von “Maldolo” her, ein Graf aus Arezzo,der der Legende nach dem 1595 heiliggesprochenen Romuld dieses Stück Land bei Amabile, einer Lichtung in 1100 Meter Höhe auf der toskanischen Seite des romangnolischen Apennins auf der er  1012 eine neue Einsiedelei gründete.

Die Einsiedelei und das Kloster Camaldoli, die im Herzen des Nationalparks Forest Casentinesi liegen, haben historisch und künstlerisch  einiges zu bieten, so z.B. das Refektorium der Mönche, die Klausur oder die antike Bibliothek des Sacro Eremo.

Weiter ging es und es gab einem kurzen Moment der Verwirrung, in dem der wichtigste Motorpostel nach einem  italienischen Verkehrsgewirr verloren ging, nach  reiner  Jagt über das geteerte Band, endete dieser Ausflug nach gut 210 Km. Und so ließen wieder alle den Abend nach dreigängigen Speis und Trankin Ihrem Refektorium und anschließend in der Klausur, mit rotem Traubensaft ausklingen.

Auch heute dem dritten Tag der Klausur, wurden wieder alle pünktlich mit reichlich himmlischen Geläute zur all morgendlichen Versammlung gerufen.

Nach festgesetzter Zeit um 9:37 Uhr wurde eine Strecke mit 180 Km, von der ca. 70% auf Teer und einem herrlichen Sonnentag bestand zurückgelegt. Die zu meist sehr kurvige Strecke die um einen aufgestauten See herumführen sollte, jedoch war hier leider kein durchkommen da diese immer wieder streckenweise gesperrt war wurde auch mit leichten offroad Passagen untermalt.

Zur Mittagszeit versammelten sich die Motorpostel in einem herrlichen, stillen Dorf namens Santa Sofia in dem es Landschinken, Käse Pasta und Wasser gab, noch eine Espresso oder Cappuccino eingenommen wurde, bevor es auf den zweiten Tourenabschnitt ging. Hier haben sich dann zwei der  fünf Motorpostel auf den verfrühten Heimweg gemacht. Der Rest genoss den herrlichen Nachmittag und begab sich auf den staubigen Versuch den Stausee doch noch umrunden zu können. Doch es ist  Ihnen nicht gelungen. So begaben auch sie sich auf den langen Rückweg. Ach an diesem Abend endete die Zusammenkunft in der bereits eingeübten Zeremonie.

Heute steht eine große und lange Tour an. Pünktlich wie jeden Tag wurden auch heute alle fahrbaren Untersätze um 9:37 Uhr gestartet und so machten sich die 5 Motorpostel auf, über Certaldo nach Vinci bei schönstem Wetterzu reisen, bei warmen 26 Grad ging es über kleine, kurvige Sträßchen vorbei an Weinbergen, die von unzähligen Olivenbäumen umrahmt waren, durch die toskanische Landschaft.

In Certaldo, dessen Ursprünge bis in die Zeit der Etrusker zurück gehen wurde aber  jedoch erst 1164 erstmals erwähnt. Die in einer burgfestungsartig angelegte und aus roten Backstein gebaute Stadt lädt in zahlreichen Kaffees , Bars und Restaurants zum verweilen ein.

Doch unsere Motopostel mussten nach einem morgendlichem Heißgetränk bereits weiter zum berühmtesten Bürger der Stadt Vinci, dem auch ein Museum gewidmet ist, fahren.

Erstmals erwähnt wurde die Burg von Vinci im 11. Jahrhundert es folgten zahlreiche Kämpfe und Vinci wechselte öfters die Zugehörigkeiten.Nach der französischen Besetzung wurde der Ort 1814 wieder eine eigenständige Gemeinde und der italienische Staatspräsident Luigi Einaudi erklärte den Ort am 15. Juli 1954 aufgrund seiner historischen Wichtigkeit zur Stadt. Der Sohn dieser Stadt war ein italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker,Ingenieur und Naturphilosoph und  gilt als einer der berühmtesten Universalgelehrten aller Zeiten, dieser hörte auf den Namen “Leonardo“.

Da die interessanten Ausstellungsstücke mehr Zeit in Anspruch nahmen als gedacht, wurde die Tour kurzerhand abgekürzt. Pünktlich zur einsetzenden Rushhour  in Florenz, meisterten die fünf Motorpostel nach kürzester Lernphase, die hier übliche, einschlägige,italienische Fahrweise und meisterten diese Probe mit Erfolg.Nach 260 anstrengenden Kilometern wurde der Ausgangspunkt auch heute wieder ohne großartige Zwischenfälle  erreicht.

Der 5te Tag sollte es der schwierigste Tag für einige der Motorpostel werden, pünktlich wie jeden Tag verrichteten die Glocken des Kirchturms”San Giovanni Battista”ihr Werk und das Refektorium füllte sich. Um anschließend zur gewohnten Zeit, 9:37 Uhr pünktlich starten zu können frühstückten die Motorpostel schnell.

Nur einer der Teilnehmer blieb zurück, um sich auf seine Weiterfahrt nach Korsika und Sardinien vorbereiten zu können. So machten sich vier der Gemeinschaft auf, die Wege überwiegend abseits von befestigten Pfaden zu erkunden. Die Wetterbedingung hierfür,bewölkt und kühl fast ideal für die noch bevorstehenden Anstrengungen.

Schnell wurden die fahrbaren Untersätze gestartet und mit leichter Bekleidung bei unstabilen Wetter der Weg in die nächste Stadt angetreten. In einer kleinen Pizzaria Rosticceria Ghiottone in Dicomano wurden schnell ein paar Tischlein zusammengerückt, die Speisekarte in der Landessprache studiert und eine Verständigung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln erzielt. Bei Wasser, etwas rotem Traubensaft, frisch am Grill zubereiteten Speisen , Kaffee und Kuchen genossen alle getreu nach dem berühmten römischen Dichters Horaz” carpe diem” den Augenblick.

Nach einer ausgedehnten Fahrt über Stock und Stein erblickte einer der Gruppe eine noch größere Herausforderung. Das Hardenduro und Motorcrossgelände Porcentico in dem gerade der33sixte  italienische Landesmeister seine Runden zog, nein eher flog und sprang.Nach einem kurzen Plausch , versuchten sich auch zwei der Motopostel in dieser Disziplin. Bei einem gelang es ohne größere Zwischenfälle, der Andere landete auf seinem Seitenspiegel. Zum Abschluss durfte dann noch eine Runde mit der Crossmaschine des Landesmeisters gedreht werden.

Bei kalten und teils Nieselwetter wurde dann der Heimweg, der ebenfalls wieder über die Felder und Wälder mit schmierigem Untergrund führte angetreten. Gottseidank war außer einen abgebrochenen Spiegel kein weiterer Schaden zu beklagen. Und so wurden auch diesmal wieder, bei etwas rotem Traubensaft, die Erzählungen bis spät in die Nacht ausgedehnt.

Auch dieser Tag, der 6ste, begann wieder pünktlich mit dem gewohnten Morgenritual.

Jedoch sah man allen Teilnehmern des Konvents deutliche Spuren der Erschöpfung an und so verstrich die Abfahrtsmarke 9:37 Uhr, diesmal ohne das surren des Anlassers vernehmen zu können.

Der Vormittag verstrich und es machte sich gegen Mitte des Tages ein allgemeines Gefühl des Hungers bemerkbar.

Der gebrochene Spiegel des Vortages wurde durch eine entsprechend geschulte und mit allen ortsüblichen Ausstattungsdetails versehenen Fachwerkstätte professionell angeschweißt.

 Somit ging auch dieser Tag , mit dem gleichen Abendritual zu Ende.

 Heute war erneut ein wunderbarer Ausflug durch eine für die Toskana typische Landschaft , gesäumt von Weinbergen, Olivenhainen, Zypressenalleen und den für diese Region typischen italienischen Bauten,geplant.So wurden nach dem üblichen Morgenritual die Motoren wieder pünktlich um 9:37 Uhr gestartet.

Als erstes gab es eine Besichtigung des Parco Skulpturi del Chianti, eine Dauerausstellung zeitgenössischer Skulpturen, entstand aus einer Privatinitiative der Eheleute Giadrossi.

Nun ging es weiter,als Ziel dieser Fahrt wurde diesmal eine mittelalterliche, gotische Stadt ausgesucht, die noch heute zu den schönsten Städten Italiens zählt.  Diese Universitätsstadt wurde 1240 gegründet und nennt die Tradition eines berühmten Pferderennens, den Palio delle Contrade, das jährlich im Juli und August in der Piazza del Campo, dem Rathausplatz, stattfindet und von tausenden begeisterten Zuschauern verfolgt wird. Nach dieser wunderbaren Stadtbesichtigung wurden einige Motorpostel von einem weiteren Bauwerk überwältigt.

Dem Dom zu Siena, der in seiner einzigartigen Außenfassade weltweite Berühmtheit genießt. Verzaubert von all diesen Eindrücken ging es bei schönem Wetter wieder zurück in das ehemaligen Franziskanerkloster,  der Villa Morelli. Hier wurden noch am letzten gemeinschaftlichen Abend alle Eindrücke der vergangenen Tage ausgetauscht, bevor sich die Motorpostel wieder auf Ihren unterschiedlichen Heimweg begab.

So geschah es, dass nun am 8ten Tag alles auf Aufbruch programmiert war, Peter trat seine Weiterfahrt nach Livorno an, von wo er nach Sardinien übersetzte, Jürgen wählte den direkten und schnellsten Weg nach Hause, Martin fuhr gemütlich und alleine durch die Lande zurück.

All dies geschah am 8ten Tag. Nur zwei der Motorpostel verlängerten Ihre Rückreise um einen weiteren Tag, zum auskundschaften weiterer neuer und spannenden Zielen.

Aber dazu ein andermal.

Peter, wir möchten uns bei Dir für die Organisation und die Routenwahl bedanken, es war schön und wir werden bestimmt wieder einmal zusammen fahren.